Food chaining – die Verkettung von Lebensmitteln

Wenn man wählerischen Essern neue Lebensmittel schmackhaft machen will, kann man versuchen sich einiger Tricks zu bedienen. Das arrangieren des Essens in lustige Gesichter oder ausstechen von Formen ist eine Möglichkeit die wahrscheinlich die meisten Eltern irgendwann ausprobieren. Eine andere ist das sogenannte Food chaining – die “Verkettung” von Lebensmitteln aufgrund von bestimmten Merkmalen.  Zuerst sollte man die Lebensmittel die das Kind mag analysieren und Gemeinsamkeiten finden oder die bestimmenden Eigenschaften. Dann muss man sich überlegen wie man diese Eigenschaften benutzen kann um neue Lebensmittel näher zu bringen. 

Mag das Kind zum Beispiel knackigen Apfel, kann man nach anderem Obst und Gemüse schauen das auch knackig ist und eine ähnliche Struktur hat. Andererseits gibt es Kinder die bestimmte Farben des Essens bevorzugen (zB. Beige oder eher weiß), wo die Textur aber keine so große Rolle spielt, da kann man versuchen den Apfel zu schälen um die Farbe hervor zu heben. Meine Tochter bevorzugt zum Beispiel nur rote Äpfel, aber sie dürfen nicht mehlig sein.

Eine weitere Option ist es verschiedene Lebensmittel zu vermischen und mit der Zeit die Anteile zu verändern. Dies kann hilfreich sein wenn Kinder beispielsweise nur bestimmte Marken von Lebensmitteln bevorzugen, zum Beispiel Jogurt oder Saft. Zuerst ist 90% von der geliebten Marke, 10% vom anderen Hersteller. Dann 80% und 20%, nach ein paar Tagen 50/50, am Ende geht dann hoffentlich auch nur die Alternative. Aber auch mit neuen Lebensmitteln wo man nur einen klitzekleinen Klecks auf einen großen Happen von bekanntem Essen geben darf, kann man es Versuchen (wir hatten zum Beispiel letztens Glück und sie probierte 10 Atome Spinat zwischen 2 Hälften von Fischstäbchen eingeklemmt ;-).

Noch eine Möglichkeit ist es Soßen und andere Zusätze zu nutzen um das neue Lebensmittel schmackhafter zu machen. Mag das Kind zum Beispiel Ketchup, probiert es vielleicht eher etwas neues was es in Ketchup tauchen kann. Eine Bekannte hatte Glück und fand durch Zufall heraus dass ihr Kind gerne andere Sachen probieren würde wenn diese mit bunten Zuckerstreuseln garniert wären. Und dass Kind probierte – Gemüse mit Zuckerstreuseln. Und mochte es sogar.

Es gibt Kinder die beschränken sich auf ein Lebensmittel nur einer Marke. Zum Beispiel nur McDonalds Pommes. Hier könnte man versuchen über wiederkehrendes Anbieten folgende Kette zu bilden: McD Pommes -> Pommes verschiedener anderer Marken -> hausgemachte Pommes -> andere Lebensmittel in der selben Form bzw. auch frittiert -> Kroketten (auch mit Gemüse) -> gebackene/geröstete Kartoffelecken -> Ofenkartoffeln -> Kartoffelstampf/-brei.
Mag es nur Chicken-Nuggets, versucht man folgendes -> verschiedene Marken und Formen -> hausgemachtes paniertes Hühnerfleisch -> Panade mit verschiedenen Gewürzen -> Hühnerfleisch ohne Panade -> verschiedene Teile vom Hühnchen (Hühnchenhackfleisch, Brust/Filet, Unterkeule…) -> panierter Fisch oder andere Fleischsorten (zum Beispiel Schweinefilet, gemischtes Hackfleisch…), fritiert/gebacken/gebraten.
Mag das Kind gerösteten Brokkoli, kann man auch andere Gemüsesorten geröstet anbieten, viele Kinder bevorzugen geröstetes Gemüse vor gekochtem weil die Textur ganz anders ist.

Wichtig ist es ohne Druck zu arbeiten. Hierbei beachten dass das Kind entscheidet was Druck ist. Während ein Kind einen Probierklecks als unproblematisch sieht, ist es für ein anderes zu viel für den Anfang. Also immer langsam vorarbeiten. Bei Kindern ist es durchaus üblich dass man neue Lebensmittel 15 bis 20 mal anbieten muss bevor sie probiert werden. Bei selektiven Essern eher noch viel, viel öfter bevor sie den Mut finden etwas zu probieren. Teller mit getrennten Abteilen können helfen, damit die verschiedenen Lebensmittel sich nicht berühren – dies ist für viele Kinder sehr wichtig.

Das Hauptziel sollte jederzeit der Genuss beim Essen sein! Erst dann kann sich, mit der Zeit, die Neugier durchsetzen.