Kennt ihr das auch? Die Kinder waren in der Schule und von der Lehrerin wisst ihr dass sie sich da immer gut benehmen. Dann kommen sie nach Hause und bei der kleinsten Sache die ihnen nicht passt – fliegen sie in die Luft wie eine Rakete. Oder sie sind knatschig, mies drauf, frustriert, versuchen die Grenzen zu verschieben bis ins Nimmerland… Wenn man versucht strenge zu demonstrieren, wird es nur noch schlimmer, leicht entwickelt sich ein Machtkampf. Und alles fing an weil – sagen wir mal – die Stückchen im Mittagessen zu groß (oder zu bunt?) waren! Man freut sich aufs Kind und bekommt erst mal die kalte Schulter gezeigt oder gleich einen kleinen Wutanfall… Die gute Nachricht? Es ist normal!
Die Kinder müssen sich den ganzen Tag konzentrieren, Regeln befolgen, sich unterordnen. Sie müssen viel emotionale Arbeit leisten. Der Klassenkamerad schubst oder haut – sie müssen sich beherrschen und nicht zurück hauen. Sie wissen eine Antwort – dürfen aber nicht gleich losplappern, sondern müssen warten bis sie aufgerufen werden – oder vielleicht auch nicht – dabei wollten sie doch allen zeigen das sie es wissen. Sie würden gerne durch den Gang rennen – dürfen aber nicht – also, beherrschen und weiter laufen. Es wird was neues gelernt – vielleicht kommen sie nicht gleich mit und müssen sich extra anstrengen um konzentriert zu bleiben… Jedes mal wenn sie sich beherrschen müssen kostet das viel Kraft.
Jetzt denkt mal daran wie es ist wenn man selber, zum Beispiel, sehr schlechte Nachrichten hört oder einen ganz schlimmen Tag auf Arbeit hat. Man schafft es irgendwie sich zusammen zu halten, nicht zu weinen (manchmal würde man gerne auch schreien), man beherrscht sich. Dann kommt man nach Hause und wirft sich den liebsten in die Arme und lässt erst mal Druck ab – die Tränen fliesen, man jammert drauf los oder man lässt auf andere Art Druck ab – beim Partner, Mama, Freundin oder dem erstbesten Kissen… Wenn es hart wird – lassen wir uns gehen wo und bei wem wir uns sicher fühlen!
Kinder tun das gleiche! Ihr sicherer Hafen seit ihr!
Eigentlich ist es eine gute Sache, dass die Kinder sich sicher genug zu Hause fühlen und Dampf ablassen können. Aber es ist für uns Eltern hart. Das Kind kommt nach Hause und jammert wegen allerhand Kleinigkeiten. Frustrierend wenn man mit Wut begrüßt wird anstatt mit einem Lächeln. Im ersten Moment denkt man natürlich nicht daran das was ganz anderes dahinter steckt. Man ist vielleicht verletzt, wird selbst ärgerlich, will Grenzen setzen. Aber eigentlich brauchen die Kinder Hilfe. Hilfe die Umstellung zu schaffen und um zu lernen wie man Dampf ablassen kann ohne Frustrationen auszulösen. Nur wie machen wir das am besten?
Begrüßen – ohne Fragen zu stellen
Wenn die Kinder Heim kommen wollen wir natürlich wissen wie ihr Tag war. Wir Fragen oft gleich drauf los “Wie war dein Tag?”, “Hast du Hausaufgaben?”, “Ist alles gut gelaufen?”, “Was hast du gegessen?”. Aber, keiner mag es eigentlich gleich beim Heimkommen mit Fragen bombardiert zu werden. Besonders wenn man einen schlechten Tag hatte.
Anstatt gleich mit vielen Fragen aufzufahren, versucht es erst einmal mit einer Begrüßung von Herzen, “Hey, schön dass du wieder da bist”. Man kann auch Fragen “Magst du jetzt über deinen Tag reden oder lieber später?”. Dann kann das Kind entscheiden, je nach Gefühlslage, wann es bereit zum reden ist.
Und wenn ihr dann redet, kann auch die Formulierung der Frage entscheidend sein. Fragt keine Fragen die mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Versucht Fragen “mit offenem Ende” zu Fragen, wie zum Beispiel
- Was war der beste Teil deines Tages?
- Was habt ihr heute in der Schule gemacht?
- Mit wem hast du gespielt?
- Was hast du heute neues gelernt?
Es ist für Kinder schön und wichtig zu wissen das wir uns für sie und ihre Erlebnisse interessieren. Aber wir können Fragen auch stellen zu einem Zeitpunkt wann unser Kind dazu bereit ist darauf zu antworten.
Gebt ihnen Essen
Wütend zu sein weil man hungrig ist ist eine wahre Sache. Wenn der Blutzucker niedrig ist und der Bauch grummelt ist man schnell irritiert. Nehmt einfach an das Kind ist hungrig wenn es Heim kommt und bereitet schon etwas zum Essen vor. Ob es gleich das Mittagessen oder erst ein Snack ist, bleibt euch überlassen. Sucht etwas aus was Energie gibt und den Bauch gut füllt. Als Snack geht Obst, Jogurt, Nüsse, Gemüsestreifen, oder auch ein Smoothie. Dazu ein Glas Wasser (oft vergessen sie in der Schule genug zu trinken).
Gebt ihnen Raum und Zeit zum “Runterkommen”
Einfach Zeit zum Kind sein. Es ist für jedes Kind was anderes was hilft dass es “runter kommt”. Manch eines will gleich Kuscheln, ein anderes Zeit allein verbringen, das nächste brauch erst mal Bewegung. Gebt Ihnen Zeit zu spielen. Je nach Temperament das richtige zu finden ist wichtig damit die kinder schneller wieder zu sich finden und den Rest des Tages in Angriff nehmen können.
Seit konsistent mit Regeln und Konsequenzen
OK, sie hatten einen schweren Tag, aber das heißt nicht dass die Regeln deshalb aus dem Fenster fliegen. Bleibt konsequent mit euren Familienregeln und Konsequenzen.
Kinder gedeihen am besten in Situationen wenn sie wissen was von ihnen erwartet wird. Also heißt es Ruhe bewahren, sie an die Regeln erinnern und ganz normal mit dem Tagesablauf weiter machen. Falls das Benehmen doch über die Strenge schlägt, achtet darauf dass die Konsequenz auch direkt mit dem problematischen Benehmen verbunden ist, und auch darauf dass das Kind im voraus weiß welche Konsequenz für diesen “Übertritt” fällig ist.
Verbundenheit üben
Euer Kind war den ganzen (oder halben) Tag von euch getrennt. Besonders am Anfang des Schuljahres, kurz vor den Ferien oder die ersten Tage danach, sind die Routinen vielleicht anders und das Kind ist überfordert von der ganzen Situation. Eine der besten Methoden um Unsicherheit zu beseitigen ist es die emotionale Verbundenheit wieder herzustellen. Bestenfalls findet ihr einen weg um 10 bis 15 Minuten mit diesem Kind allein zu verbringen. Stellt das Telefon weg, schaut weg von eurer to-do-Liste, konzentriert euch auf das Kind.
Seit einfach da, genießt die Zeit mit dem Kind, lasst es führen – ob es lieber spielen oder kuscheln will – lasst das Kind entscheiden. Das auffüllen des Gefühlstanks, der Verbundenheit mit euch ist das beste Mittel gegen unerwünschtes benehmen. Es sagt eurem Kind dass ihr da seid, dass es sicher und es für euch wichtig ist. Ist das Kind schon älter kann man auch ein Eltern-Kind-Tagebuch führen in das das Kind und ein Elternteil abwechselnd hinein schreiben was sie so beschäftigt.
Also – wenn das nächste Mal das Wutmonster da ist, versucht es mal mit einem oder mehreren der Tricks.
Bei uns hilft es erst einmal direkt zu Kuscheln. Manchmal ist die Wut im Bauch aber stärker und springt bei der nächstbesten Gelegenheit doch wieder heraus. Mittlerweile haben wir Regeln wie wir dann miteinander reden (was nicht heißt das sie jedes mal befolgt werden, aber es wird immer besser) um zu vermeiden dass der Nachmittag von einem bösen Streit negativ beschattet wird. Einfach mal die Welt aus den Augen der Kinder sehen, beziehungsweise mit dem Wissen heranzugehen dass meistens etwas dahinter steckt – hilft mir enorm ruhig zu bleiben und dadurch auch die Kinder schneller wieder “Heim” zu holen!