Um es kurz vorab zu sagen – eigentlich spielt es keine Rolle was die Vorgehensweise angeht. Das Ziel ist in beiden Fällen die Essenszeit mit Freude und Genuss zu verbinden, erst dann kann es Fortschritte geben. Aber falls es euch doch interessiert was die zwei Gruppen unterscheidet gibt es einige Anzeichen auf die ihr achten könnt. Wählerische Esser:
- haben meistens mehr als 30 verschiedene Lebensmittel die sie akzeptieren
- können Phasen haben in denen sie die Anzahl der akzeptierten Lebensmitteln verringern, aber akzeptieren wieder mehr Lebensmittel nach so einer Phase
- meistens keine medizinischen Gründe (wie zum Beispiel Erbrechen, Sodbrennen/Reflux, Verstopfung oder anderes verbunden mit dem Verdauungstrakt)
- können milde sensorische Probleme haben (zum Beispiel bevorzugen oder vermeiden bestimmte Texturen oder Gerüche)
Selektive Esser:
- – haben in der Regel weniger als 20, manchmal sogar weniger als 10 Lebensmittel die sie akzeptieren
- starke Reaktionen/Angst auf Lebensmittel/Mahlzeiten (Würgreflex, Weinen, Ablehnung zum Tisch zu kommen)
- lässt Lebensmittel wegfallen und nimmt sie nicht wieder in die Liste der akzeptierten auf
- kann ganze Lebensmittelgruppen ablehnen (isst zum Beispiel kein Fleisch oder kein Gemüse)
- haben oft medizinische Gründe für Probleme – verbunden mit dem Verdauungstrakt (Reflux, Zöliakie, Allergien) oder der Motorik (orale motorische Störungen, Schluckprobleme, Entwicklungsverzögerungen)
- hoher Stresspegel in der Familie wegen der ganzen Essens-Problematik
- extreme Loyalität für bestimmte Lebensmittel (nur das Lebensmittel einer bestimmten Marke)
In den USA gibt es seit 2015 auch eine Diagnose mit konkretem Namen. Die Abkürzung ist ARFID – Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder (also Krankheitsbild der Verweigerung von oder Restriktiven Essensaufnahme). Früher war es auch bekannt als SED – Selective Eating Disorder (Selektive Essstörung). Aufgrund einer Diagnose kann man dann auch Therapien verschrieben bekommen. Meist ist es eine Zusammenarbeit mehrerer Spezialisten die das Kind (oder den Erwachsenen) begleiten – Ergotherapeuten, Gastroenterologen, spezialisierte Logopäden oderErnährungsterapeuten usw.
Es gibt drei Untertypen von selektiven Essern.
- die die generel kein oder wenig Interesse am Essen haben – das sind Kinder die generell wenig Essen, nie Hunger haben
- die die eine beschränkte Nummer an Lebensmitteln akzeptieren aufgrund deren sensorischer Eigenschaften (zB. nur cremiges Essen, nur knusprige Lebensmittel)
- die die negative Konsequenzen befürchten (Würgreflex, Erbrechen, Schmerz usw.)
Eigentlich ist das benehmen rund um das Essen der beste Wegweiser. Selektive Esser werden nicht vom Hunger geleitet und werden auch nicht “anders” essen wenn sie “ausgehungert” werden, die Angst ist da eine weitaus stärkere Emotion als das Hungergefühl. Unabhängig davon müssen alle Kinder essen und es ist unabdingbar dass ein ängstliches Kind lernt dass es genug Essen geben wird welches es bewältigen kann und wovon es satt werden kann. Erst dann kann eine positive Entwicklung statt finden.